Aufgrund einer sehr angeregten Debatte im Chat eröffne ich hier mal das Thema. Im Chat weiß man nämlich oft nicht mehr, wer eigentlich wem antwortet, und es kommen ständig Leute hinzu, die natürlich die ganze Diskussion davor nicht mitverfolgen konnten, was dazu führt, daß man sich im Kreis dreht. Das Interesse am Thema ist jedenfalls da, und ich denke, als Supremacy-Community ist man natürlich schon an solchen Themen interessiert, auch wenn das sicher manchmal in eher uninformierte und nicht ganz realistische Planspiele abrutschen kann. Aber was solls, so lange es Spaß macht, kann jeder hier seine Meinung zum Thema kundtun. Ich fang mal an, weil mir gerade danach ist.
Meiner persönlichen Meinung nach ist eine Eskalation der Lage und ein Krieg auf der koreanischen Halbinsel extrem unwahrscheinlich. Der Grund dafür ist, daß ich überzeugt davon bin, daß Kriege nicht einfach so "passieren", sondern daß zumindest eine Partei in einem möglichen Krieg einen Vorteil erwartet. Und das ist hier nicht gegeben. Der Krieg wird nicht kommen, weil keiner ihn will.
Im Prinzip gibt es vier Beteiligte:
Südkorea: Will ganz sicher keinen Krieg, denn obwohl sie ihn wahrscheinlich gewinnen würden (insofern, daß eine Nordkoreanische Offensive mit Militärhilfe der USA mit großer Wahrscheinlichkeit gestoppt werden würde, und eventuell sogar - abhängig vom Verhalten Chinas - Nordkorea sogar erobert werden könnte), wären die Kosten einfach zu groß. Nordkorea hat - über genaue Zahlen sind sich die Quellen naturgemäß uneins - an der Grenze zu Südkorea in gebirgigem Gelände jedenfalls genug Artillerie stehen, um Seoul, das ja nur 30-35 km von der Grenze entfernt ist - massiv zu treffen, bevor diese Stellungen ausgeschaltet werden können. Jeder Krieg mit Nordkorea wäre insofern extrem kostspielig, und sicher nicht im Interesse Südkoreas.
USA: Dazu muß man in diesem Fall nicht viel sagen, denke ich. Man lebt sehr gut mit dem Status-Quo und eigentlich ist diese ganze Korea-Problematik eine lästige Angelegenheit. Die Beziehungen zu Nordkorea sind egal, weil hier eigentlich keine Interessen bestehen, und mit China hat man sich mehr oder weniger geeinigt, daß die wirtschaftliche Kooperation beiden Seiten ganz gute Vorteile bringt. Ein Krieg würde die USA zwingen, dem Bündnispartner Südkorea zu Hilfe zu kommen, was eine Menge Geld kostet, aber letztlich nichts bringt. Was hat man da schon zu gewinnen?
Nordkorea: Vorweg: Ich bin überzeugt - der dicke Kim ist nicht wahnsinnig, geistesgestört oder sonstwas, sondern weiß recht genau, was er tut. Er hat es immerhin geschafft, den Laden von seinem Vater mehr oder weniger reibungsfrei zu übernehmen (was sicher nicht ganz leicht war), und auch sonst ist bisher nicht viel passiert, was mich annehmen lässt, daß der Mann nicht weiß, was er tut.
Was sind nun die nordkoreanischen Ziele? Letzlich geht es um das Überleben des Regimes, und ein gewisser wahnsinniger Ruf mit gelegentlichem Säbelrasseln ist da recht hilfreich. Das Spiel funktioniert seit Jahrzehnten. Man erweckt den Eindruck, daß das Land am Rande des Kollaps steht, schlägt wild um sich, und lässt sich von China (das dafür international an Ruf gewinnt, denn man ist ja der wichtige Vermittler) dann doch davon überzeugen, daß es besser ist, zu verhandeln, und Lieferungen von Heizöl und Getreide anzunehmen, im Austausch dafür, einen Nuklearreaktor zu verschrotten, oder ein Dokument zu unterzeichnen. Nach ein paar Jahren wiederholt man das Ganze.
Das Problem ist, der letzte Atomtest hat nicht die gewünschte Wirkung gezeigt, denn abgesehen von ein paar lahmen Sanktionen ist nichts passiert. Also kündigt man einen Waffenstillstand, und erklärt heute einen Krieg (der aber eigentlich offiziell eh schon seit den 50ern läuft).
Hm. Vielleicht versenken wir wieder ein südkoreanisches Schiff? Wobei es das letztes Jahr schon nicht wirklich gebracht hat. Also doch Krieg? Aber halt. Den würde das Regime nicht überleben. Der Krieg ist nicht zu gewinnen. Damit ist der Untergang fixiert. Also weiterwursteln.
China: Die haben so richtig was zu verlieren. China ist meiner Meinung nach die Partei, die am allerwenigsten an Krieg auf der koreanischen Halbinsel interessiert ist. Falls der nämlich kommt, würden ihn Südkorea + USA ziemlich wahrscheinlich gewinnen, und das ist ein Dilemma.
Vorweg gesagt darf China Nordkorea auch im Frieden nicht fallen lassen, denn wenn das Regime in Nordkorea wirklich fallen sollte (und Südkorea den Laden übernimmt), hat China einen US-Verbündeten an der Grenze stehen. Man sieht - im Moment (auch ohne Krieg) hat Nordkorea in Verhandlungen mit China über Wirtschaftshilfe für das Regime sogar den Vorteil, unglaublich aber wahr.
Im Falle eines Krieges wird es noch ärger. Man kann zusehen und nichts tun, was China zuerst einmal ein paar Millionen nordkoreanischer Flüchtlinge bescheren würde, was natürlich nicht wünschenswert ist. Und dann ist das Problem, daß Südkorea + USA gegen Nordkorea letztlich gewinnen würden, was in diesem Fall bedeutet, daß die US-Army am Ende direkt an der chinesischen Grenze steht, und mit Korea auf Jahrzehnte einen starken Verbündeten an Chinas Flanke hätte.
Oder man kann eingreifen. Und das wäre absolut unkontrollierbar für China. Je nach Intensität kann das dann bis zu einer Seeblockade Chinas durch die US-Navy führen, was die chinesische Wirtschaft umbringen würde. Keine Importe, keine Exporte mehr. Hunderte Millionen Arbeitslose, innere Unruhen, Bürgerkrieg? Wie wahrscheinlich ist das Szenario? Jedenfalls nicht von der Hand zu weisen. Will ich dieses Risiko eingehen, wenn es nicht absolut sein muß? Lieber nicht. Denn was hätte ich im Gegenzug im allerbesten denkbaren Fall zu gewinnen? Ein Korea, daß mir hörig ist. Bwwwwhhh.
Fazit:
Die vier genannten Mächte sind letztlich diejenigen, die über die koreanische Halbinsel entscheiden (Japan und Rußland mögen da auch noch mitspielen, haben aber nicht den Einfluß auf das Geschehen, den die vier genannten haben), und keiner der vier hat ein Interesse daran, daß die Situation eskaliert. Und wenn keiner einen Krieg will, wird es auch keinen Krieg geben. Kriege passieren nicht, Kriege werden geführt. Und zwar deshalb, weil sich jemand einen Vorteil verspricht, was in diesem Fall einfach nicht gegeben ist.
Und weils zum Thema passt, und lustig ist:
http://kimjongunlookingatthings.tumblr.com/
Meiner persönlichen Meinung nach ist eine Eskalation der Lage und ein Krieg auf der koreanischen Halbinsel extrem unwahrscheinlich. Der Grund dafür ist, daß ich überzeugt davon bin, daß Kriege nicht einfach so "passieren", sondern daß zumindest eine Partei in einem möglichen Krieg einen Vorteil erwartet. Und das ist hier nicht gegeben. Der Krieg wird nicht kommen, weil keiner ihn will.
Im Prinzip gibt es vier Beteiligte:
Südkorea: Will ganz sicher keinen Krieg, denn obwohl sie ihn wahrscheinlich gewinnen würden (insofern, daß eine Nordkoreanische Offensive mit Militärhilfe der USA mit großer Wahrscheinlichkeit gestoppt werden würde, und eventuell sogar - abhängig vom Verhalten Chinas - Nordkorea sogar erobert werden könnte), wären die Kosten einfach zu groß. Nordkorea hat - über genaue Zahlen sind sich die Quellen naturgemäß uneins - an der Grenze zu Südkorea in gebirgigem Gelände jedenfalls genug Artillerie stehen, um Seoul, das ja nur 30-35 km von der Grenze entfernt ist - massiv zu treffen, bevor diese Stellungen ausgeschaltet werden können. Jeder Krieg mit Nordkorea wäre insofern extrem kostspielig, und sicher nicht im Interesse Südkoreas.
USA: Dazu muß man in diesem Fall nicht viel sagen, denke ich. Man lebt sehr gut mit dem Status-Quo und eigentlich ist diese ganze Korea-Problematik eine lästige Angelegenheit. Die Beziehungen zu Nordkorea sind egal, weil hier eigentlich keine Interessen bestehen, und mit China hat man sich mehr oder weniger geeinigt, daß die wirtschaftliche Kooperation beiden Seiten ganz gute Vorteile bringt. Ein Krieg würde die USA zwingen, dem Bündnispartner Südkorea zu Hilfe zu kommen, was eine Menge Geld kostet, aber letztlich nichts bringt. Was hat man da schon zu gewinnen?
Nordkorea: Vorweg: Ich bin überzeugt - der dicke Kim ist nicht wahnsinnig, geistesgestört oder sonstwas, sondern weiß recht genau, was er tut. Er hat es immerhin geschafft, den Laden von seinem Vater mehr oder weniger reibungsfrei zu übernehmen (was sicher nicht ganz leicht war), und auch sonst ist bisher nicht viel passiert, was mich annehmen lässt, daß der Mann nicht weiß, was er tut.
Was sind nun die nordkoreanischen Ziele? Letzlich geht es um das Überleben des Regimes, und ein gewisser wahnsinniger Ruf mit gelegentlichem Säbelrasseln ist da recht hilfreich. Das Spiel funktioniert seit Jahrzehnten. Man erweckt den Eindruck, daß das Land am Rande des Kollaps steht, schlägt wild um sich, und lässt sich von China (das dafür international an Ruf gewinnt, denn man ist ja der wichtige Vermittler) dann doch davon überzeugen, daß es besser ist, zu verhandeln, und Lieferungen von Heizöl und Getreide anzunehmen, im Austausch dafür, einen Nuklearreaktor zu verschrotten, oder ein Dokument zu unterzeichnen. Nach ein paar Jahren wiederholt man das Ganze.
Das Problem ist, der letzte Atomtest hat nicht die gewünschte Wirkung gezeigt, denn abgesehen von ein paar lahmen Sanktionen ist nichts passiert. Also kündigt man einen Waffenstillstand, und erklärt heute einen Krieg (der aber eigentlich offiziell eh schon seit den 50ern läuft).
Hm. Vielleicht versenken wir wieder ein südkoreanisches Schiff? Wobei es das letztes Jahr schon nicht wirklich gebracht hat. Also doch Krieg? Aber halt. Den würde das Regime nicht überleben. Der Krieg ist nicht zu gewinnen. Damit ist der Untergang fixiert. Also weiterwursteln.
China: Die haben so richtig was zu verlieren. China ist meiner Meinung nach die Partei, die am allerwenigsten an Krieg auf der koreanischen Halbinsel interessiert ist. Falls der nämlich kommt, würden ihn Südkorea + USA ziemlich wahrscheinlich gewinnen, und das ist ein Dilemma.
Vorweg gesagt darf China Nordkorea auch im Frieden nicht fallen lassen, denn wenn das Regime in Nordkorea wirklich fallen sollte (und Südkorea den Laden übernimmt), hat China einen US-Verbündeten an der Grenze stehen. Man sieht - im Moment (auch ohne Krieg) hat Nordkorea in Verhandlungen mit China über Wirtschaftshilfe für das Regime sogar den Vorteil, unglaublich aber wahr.
Im Falle eines Krieges wird es noch ärger. Man kann zusehen und nichts tun, was China zuerst einmal ein paar Millionen nordkoreanischer Flüchtlinge bescheren würde, was natürlich nicht wünschenswert ist. Und dann ist das Problem, daß Südkorea + USA gegen Nordkorea letztlich gewinnen würden, was in diesem Fall bedeutet, daß die US-Army am Ende direkt an der chinesischen Grenze steht, und mit Korea auf Jahrzehnte einen starken Verbündeten an Chinas Flanke hätte.
Oder man kann eingreifen. Und das wäre absolut unkontrollierbar für China. Je nach Intensität kann das dann bis zu einer Seeblockade Chinas durch die US-Navy führen, was die chinesische Wirtschaft umbringen würde. Keine Importe, keine Exporte mehr. Hunderte Millionen Arbeitslose, innere Unruhen, Bürgerkrieg? Wie wahrscheinlich ist das Szenario? Jedenfalls nicht von der Hand zu weisen. Will ich dieses Risiko eingehen, wenn es nicht absolut sein muß? Lieber nicht. Denn was hätte ich im Gegenzug im allerbesten denkbaren Fall zu gewinnen? Ein Korea, daß mir hörig ist. Bwwwwhhh.
Fazit:
Die vier genannten Mächte sind letztlich diejenigen, die über die koreanische Halbinsel entscheiden (Japan und Rußland mögen da auch noch mitspielen, haben aber nicht den Einfluß auf das Geschehen, den die vier genannten haben), und keiner der vier hat ein Interesse daran, daß die Situation eskaliert. Und wenn keiner einen Krieg will, wird es auch keinen Krieg geben. Kriege passieren nicht, Kriege werden geführt. Und zwar deshalb, weil sich jemand einen Vorteil verspricht, was in diesem Fall einfach nicht gegeben ist.
Und weils zum Thema passt, und lustig ist:
http://kimjongunlookingatthings.tumblr.com/